Ein Schlüsselerlebnis

 

Zweimal täglich wiederholt sich ein besonderes Spiel. Die Übergabe zur Eiserfelder Straße wird fällig. Sie kann nur als Sperrfahrt geschoben werden. Der Schlüssel für die Weiche 1a befindet sich im Agenturgebäude (bzw. physikalisch dortselbst an der Anlagenblende aufgehängt); er muss mitgenommen werden. Vor der Weiche muss die Übergabe halten und diese erst aufschließen, danach lässt sie sich stellen.

 

An manchen Tagen müssen erst Wagen, die beim Großhandel oder beim Mineralöllager stehen, rausgezogen werden. Das bedeutet Hin- und Hersägen bis alles an seinem vorgesehenen Platz steht. Es ist auch denkbar, dass sich die Übergabe in den Gleisanschluss einschließt. Dann können auch Zugfahrten auf dem Streckengleis stattfinden. Dafür ist es aber zwingend notwendig, dass sich der Zugführer über das Streckentelefon beim Fahrdienstleiter in Volpe Süd zurückmeldet.

 

Am Ende ist die Weiche wieder in Grundstellung zu verschließen und der Weichenschlüssel im Agenturgebäude abzugeben.

Das war hier übrigens die Übergabe 421 mit den beiden Wagen, die wir auf der vorherigen Seite schon gesehen haben. Fleißiger Lokführer war an dem Tag mein Freund Rudi. Also, das Konzept geht auf,  nicht nur für den Einzelkämpfer.

 

Die Anschließer Emil Georg und Homberg sind noch nicht fertiggestellt. Kommt aber alles noch. Betrieb findet aber schon vollumfänglich statt.

 

Noch eine kleine Zugabe?

 

Hier wird der G320 (Volpe ab 19:45) zusammengestellt. Zwei Selbstentladewagen und ein Ghs20 waren auf Gleis 5 abgestellt, sie kamen vorher mit Ü420 aus Wildenbach. Der Om12 muss von Gontermann geholt werden, er hatte am Vortag Kohlen gebracht. Ein paar Sägefahrten, die Selbstentlade- und den G-Wagen an den Zugschluss gehängt, den Om12 dann nach vorne, soweit keine besonderen Herausforderungen.

 

ABER: was machen wir mit dem Begleitwagen?

 

Wir erinnern uns: der wurde am Agenturgebäude abgestellt. Nun soll er wieder an den Zug gehängt werden. An den Zugschluss wäre einfach, die Vorschrift sagt aber, dass er hinter der Lok laufen soll. Über Gleis 3 (das ist in der Nomenklatur das Ladestraßengleis) geht auch nicht, da stehen noch der Brikettwagen und die Leig-Einheit.

 

Wir sind aber pfiffig:

Der Begleitwagen wird rausgezogen und zunächst an den Zugschluss gehängt (das wir heute mal auf das Ankuppeln verzichtet haben, wird nicht weitererzählt...).

Mit dem Om12 geht es über Gleis 2 nach vorne, die ganze Fuhre wird behutsam zurückgedrückt, bis der Begleitwagen jenseits von Weiche 6, aber noch vor der Industriestraße zum Stehen kommt. Den Zug wieder ein Stück grenzzeichenfrei vorziehen, mit der V20 erneut über Gleis 2 zurück, den Begleitwagen abgeholt und mit ihm gemeinsam nach vorne setzen

 

Geschafft!

Nichts Aufregendes? Kein dichter Fahrplan, keine Zugkreuzungen, kein Zugleitbetrieb. Dennoch: diese Zugbewegungen, sinnvoll und mit Bedacht ausgeführt (in der für Kleinbahnen gebotenen Raschheit, aber ohne Hast), können ein abendfüllendes Programm sein. Mehr als ein einzelner Betriebstag ist kaum zu schaffen. Muss auch nicht. Bei der nächsten Betriebssession beginne ich einfach da, wo ich zuletzt aufgehört habe. Der Frachtagent weiß, wie es da weiterzugehen hat.

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