Der virtuelle Mitspieler heißt Fracht-Agent!

 

Der nachfolgende Text beschreibt eine Betriebssituation von 1964. Inzwischen erfuhr die Anlage ein Upgrade auf die 1970er Jahre - Die Prinzipien sind aber dieselben geblieben.

 

Ich werde die Anlage meist alleine betreiben*, dafür suchte ich ein 'Gegenüber'. Jemand, der die Aufträge erteilt, die abzuarbeiten sind. Hierfür zog ich früher Frachtkarten, dies erledigt jetzt der Fracht-Agent.

 

Es handelt sich um eine webbasierte Datenbank und Software, die die Aufträge der Kunden verwaltet, jederzeit weiß, wo sich gerade freie Wagen befinden und die diese passend den Zügen zuordnet. Soweit die Kurzform. Hier sei auf die Facebook-Seite von Peter Scheele, die Artikel von Jochen Schnittker beim Forum der Arge0 (geht nur über Anmeldung) oder hier über die Frachtagent-Gruppe (Anmeldung hier) verwiesen.

 

Mein aktueller Fahrplan besteht lediglich aus zwei Güterzugpaaren am Tag: G 315/G316, 6:30 ab Eintracht  bzw. 10:15 ab Krawinkel retour. Nachmittags G319/G320 16:00 ab Eintracht, 19:45 ab Krawinkel. Dazwischen setze ich die lokale Rangierlok für Übergabefahrten in die Anschlüsse Wildenbach (Industriestammgleis) und Eiserfelder Straße (Großhandel Emil Georg und Mineralöllager Homberg) ein: Ü410/411 und Ü420/421. Das reicht für den Anfang!

 

* Mit dem Frachtagenten lassen sich aber durchaus mehrere Mitspieler beschäftigen! Davon konnten sich schon einige Gäste überzeugen.

Heute (23.01.1964) besteht der G 319 aus neun Wagen. Alleine vier Wagen sind für die Walzengießerei Gontermann (Anschl. II in Volpe, Rohstoffanlieferung) vorgesehen: ein Kds und ein K25 mit Formsand, ein Omm43 mit Masseln und ein Omm52 mit Kohle. Zwei Wärmeschutzwagen sind für den Großhandel in der Eiserfelder Straße vorgesehen, ein Behältertragwagen mit Brikett geht an die Ladestraße und das Leig-Pärchen mit Stückgut an den Schuppen. Bleibt am Ende nur ein R20 mit Schnittholz für Krawinkel; dort wird er zum Industriestammgleis Wildenbach weitergeleitet werden.

 

Wann welche Wagenladungen oder Leerwagenanforderungen abgerufen werden entscheidet der Frachtagent. Die generellen Warenströme sind in Fleißarbeit vorher angelegt worden (welche Ware von oder zu welcher Industrie, welche Wagen werden dafür benötigt, wieviele pro Tag [oder Woche/Monat] werden angefordert, wo gehen die hin...usw.). Der Reiz besteht darin, dass nicht 'geschummelt' werden kann; die Aufträge sind so wie sie angefordert werden, auch abzuarbeiten.

 

Der Zug wird jetzt bereitgestellt. Vorbildgerecht werden die Wagen in eine sinnvolle Reihenfolge gebracht:

Zur Erinnerung: ich verzichte auf einen Abstell- oder Schattenbahnhof. Mein Zugspeicher ist ein Schrank unterhalb des Streckengleises im Vorraum. Die angeforderten Wagen (der Frachtagent weiß stets, wo sich jeder Wagen aktuell aufhält) werden nun in der passenden Reihung aufgegleist, das Streckengleis wird in dem Moment virtuell zum Bhf. Eintracht. Das Betriebsspiel beginnt mit Vorbeifahrt am Einfahrtsignal in den Bhf. Volpe-Süd.

Zunächst wird die Leig-Einheit an den Schuppen gestellt. Der Begleitwagen bleibt ebenfalls dort stehen; er wird erst nach Rückkehr aus Krawinkel wieder eingestellt.

Als nächstes sind die beiden Wagen für Emil Georg an der Reihe. Die V20 zieht sie ab und drückt sie über Gleis 2 in Gleis 4 (ehem. Bemfert II). Dort werden sie später von der Übergabe Ü421 abgeholt und in die Eiserfelder Straße gebracht.

Inzwischen hat die Lok den Zug einmal ganz umfahren und zieht die Wagengruppe Volpe-Süd II komplett ab; sie passt heute gerade so eben noch bis zum Rangierhalt-Signal, sonst hätte geteilt werden müssen. Der Behältertragwagen mit den Brikett wird an die Ladestraße für den Kohlenhändler bereitgestellt, dann geht es mit den vier Wagen für Gontermann über Gleis 2 zurück.

Am östlichen Bahnhofskopf ist es nicht zu vermeiden, dass nahezu jede Rangierbewegung in die Industriestraße geht. Das bedeutet Schritttempo, Achtungspfiffe und Durchläuten. Und viel Geduld bei den Kraftfahrern (über weitere Sicherungseinrichtungen wird noch nachzudenken sein).

Jetzt nur noch eine Sägefahrt bis Gontermann und das Rangiergeschäft in Volpe wäre erledigt. Heute bleibt nur ein R20 über, der dann die wenigen hundert (Modell-)Meter nach Krawinkel geschoben wird (dort gibt es keine Umsetzmöglichkeit, deshalb müssen alle Wagen korrekt gereiht werden).

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